Als innovatives und auch für die Stadtverwaltung interessantes Instrument, die Zukunft der Stadt zu denken, bezeichnet Kassels Stadtbaurat Christof Nolda das Projekt „nextkassel“. Dieses wurde zu Beginn des Wintersemesters von Studierenden des Fachbereichs Architektur, Stadtplanung und Landschaftsplanung der Universität Kassel und Gastprofessor Julian Petrin ins Leben gerufen. Die Stadt bot an, das Projekt zu begleiten. Nolda: „Nicht nur die Studierenden können vom Wissen unserer Stadtplaner profitieren, auch wir können von den Erfahrungen mit dem nextkassel-Projekt lernen.“
Auf der Internetseite www.nextkassel.de kann jeder seine Idee für das Kassel von morgen vorstellen. Andere Internetnutzer können diese Idee bewerten und diskutieren. Die Studenten der Universität fungieren als Moderatoren und Mittler zwischen den Ideengebern und den Entscheidungsträgern der Stadt. In Hamburg läuft dieses Projekt (www.nexthamburg.de) bereits seit 2009. Mehr als 700 Ideen sind dort zusammengekommen und wurden inzwischen zu einer Bürgervision für die Zukunft der Stadt zusammengefasst.
„Bei der Stadtentwicklung legen wir großen Wert darauf, die Einwohnerinnen und Einwohner zu beteiligen“, erklärt Stadtbaurat Nolda. Er verweist als ein Beispiel auf die laufenden Arbeiten für das Entwicklungskonzept Kasseler Osten. So konnten Interessierte aus den Stadtteilen Bettenhausen, Forstfeld, Waldau und Unterneustadt im Februar 2013 bei einer Zukunftskonferenz unter dem Motto „Sie sind Fachleute vor Ort – gestalten Sie mit!“ ihre Ideen, Wünsche und Zielvorstellungen in den Planungsprozess einbringen. Auch Akteure aus Wirtschaft, Gesundheit, Bildung, Kultur, Umwelt und Sport sowie Eigentümer von Immobilien im Kasseler Osten wurden dabei beteiligt.
Ein weiteres Beispiel: Als ein Projekt während des Stadtjubiläums hatten sich mehr als 1100 Schülerinnen und Schüler aus Kassel unter dem Motto „kassel 2020 → 2030 → träum deine stadt“ Gedanken gemacht, wie sie sich Kassel in der Zukunft vorstellen. Die Ergebnisse waren Anfang November in der documenta-Halle öffentlich vorgestellt worden.
„Das studentische Projekt nextkassel macht es den Menschen in Kassel möglich, ihre Ideen zunächst unabhängig von Veranstaltungen zu formulieren“, erläutert Stadtbaurat Nolda. Wichtig finde er aber, dass es nicht nur bei der Diskussion im Internet bleibe. Ein echter Dialog sei wünschenswert zwischen den Ideengebern, Fachleuten der Stadtverwaltung, anderen Experten, Vertretern der Stadtpolitik und interessierten Einwohnern. Teil des Projektes sei es, entsprechende Veranstaltungen in Kassel zu organisieren, erläuterte Julian Petrin, Gastprofessor an der Uni, als er das Projekt im Kasseler Rathaus Vertretern des Baudezernats und des Zukunftsbüros vorstellte. Vereinbart wurde dabei, in engem Kontakt zu bleiben sowie Informationen und Erfahrungen auszutauschen.