Studenten planten für Studenten
In der deutschen Hochschullandschaft ist es ein einzigartiges Projekt mit Modellcharakter: das neue Studierendenhaus der Universität Kassel. Unter dem Motto „Studenten planen für Studenten“ waren die künftigen Nutzer unmittelbar am Entstehungsprozess beteiligt. Das Gebäude auf dem Campus Holländischer Platz wurde am 1. November mit einem Festakt feierlich eröffnet.
Ich freue mich, dass wir unseren Studentinnen und Studenten heute ein echtes Schmuckstück übergeben können“, sagte Universitätspräsident Prof. Dr. Reiner Finkeldey während der Eröffnungsfeier. Das neue Studierendenhaus befindet sich in einem denkmalgeschützten Gebäudekomplex der ehemaligen Textilfabrik Gottschalk, den sogenannten Kopfbauten. Die Baumaßnahme hat rund 7,3 Millionen Euro gekostet und wurde von Bund und Land Hessen mit Mitteln aus dem Hochschulpakt 2020 finanziert.
Industriedenkmal als besonderer Ort
Die hessische Ministerin für Wissenschaft und Kunst Angela Dorn beglückwünschte die Universität Kassel zu dem erfolgreich in eigener Bauherrschaft durchgeführten Projekt und sagte: „Durch das Engagement der Universität, die Beteiligung der Studierenden und mit der Finanzierung aus unserem Programm Hochschulpakt 2020-Invest wurde es möglich, ein Industriedenkmal zur einem besonderen Ort des kulturellen und sozialen Lebens für die Studierenden auf dem Campus umzunutzen. Ich bin sicher, dass das neue Studierendenhaus in Kassel als Modellprojekt noch viel Beachtung in der Hochschullandschaft finden wird.“
Platz für AStA und Studierendenschaft
Das Studierendenhaus gewährt nicht nur Platz für die Büros des AStA und die Autonomen Referate der Studierendenschaft, sondern enthält auch Veranstaltungsflächen für Ausstellungen, Lesungen, Theater- und Musikveranstaltungen. Insgesamt stehen den Studierenden künftig zirka 1.400 Quadratmeter Nutzfläche zur Verfügung. „Als zentrale Anlaufstelle und Treffpunkt für alle Studierenden unter einem Dach wertet das neue Studierendenhaus das studentische Leben in Kassel zusätzlich auf“, freut sich der AStA-Vorsitzende Tobias Marczykowski. „Wir danken allen Beteiligten für die gute Zusammenarbeit in den letzten Jahren. Das Ergebnis kann sich wirklich sehen lassen“, ergänzt Anna Sadok, die das Projekt als Studentin viele Jahre lang begleitet hat.
Veranstaltungskraum für 350 Personen
Der neue Veranstaltungsraum im Untergeschoss, den der AStA unter dem Namen „Färberei“ betreiben wird, bietet bis zu 350 Besuchern Platz. Er ist mit einer multifunktionalen Bühne, einem Backstage-, und Thekenbereich ausgestattet und kann für eine bunte Vielfalt von kulturellen Veranstaltungen genutzt werden. Das bisher als studentische Veranstaltungshalle genutzte „Kulturzentrum K 19“ wird geschlossen und im Zuge weiterer Baumaßnahmen auf dem Campus Nord einer neuen Nutzung zugeführt.
Strom kommt zu 75 Prozent vom Dach
Vorbildlich ist auch die Stromversorgung des neuen Studierendenhauses: Dank der Unterstützung der cdw-Stiftung konnte auf dem Dach eine moderne Photovoltaik-Anlage errichtet werden, die rund 75 Prozent des Strombedarfs abdecken wird. „Dadurch werden rund 29 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart“, erklärte cdw-Geschäftsführer Thomas Flügge auf der Veranstaltung.
Geschichte weiter ablesbar
Ursprünglich 1910 errichtet, wurden die Gebäude in den vergangenen Jahren behutsam saniert und umgebaut. „Das äußere Erscheinungsbild der Fassaden blieb gestalterisch weitgehend unverändert, um die Geschichte und Nutzungsspuren des Gebäudes weiter ablesbar zu machen“, schildert Prof. Wolfgang Schulze. Der kürzlich emeritierte Professor hatte 2015 einen studentischen Wettbewerb im Fachbereich Architektur, Stadtplanung, Landschaftsplanung (ASL) unter dem Motto „Studenten planen für Studenten“ ins Leben gerufen.
Von Studierenden entwickelt
Die daraus hervorgegangenen prämierten Entwürfe bildeten die Grundlage der weiteren Baumaßnahmen, die von Studierenden in unterschiedlichen Fachbereichen weiterentwickelt wurden. So gab es in den Fachbereichen ASL, Bauingenieurwesen und der Kunsthochschule eine Reihe von Projekten, etwa zur technischen Ausrüstung der Gebäude, zur Freiraumgestaltung, zur Gebäudevermessung, der Gestaltung von Graffitis oder zur Statik. 2018 war die Universität Kassel mit dem Format „Studenten planen für Studenten“ erfolgreich beim Hessischen Hochschulpreis für Exzellenz in der Lehre.
In großen Teilen selbst gestaltet
Gemeinsam mit einem Projektteam bestehend, aus studentischen Vertretern des AStA, Vertretern der Fachabteilung Bau und Technik der Universität Kassel, dem Architekturbüro Kreter-Peters-Lubenow, den Büros RBS-Ingenieure und PPC Projekt-Planung & Consulting GmbH und weiteren Fachplanern (Brandschutz, Denkmalpflege etc.) wurde das Studierendenhaus so von den Nutzern in großen Teilen selbst gestaltet.