Andreas Prüstel – Handwerker aus Überzeugung

Am 23. August 2019 starb der Collagist und Cartoonist Andreas Prüstel kurz vor seinem 68. Geburtstag. Zu den Bewunderern seiner Kunst gehörten nicht nur Cartoonfans, sondern auch zahlreiche Kolleginnen und Kollegen.

Bildquelle: Caricatura

Bildquelle: Caricatura

Andreas Prüstel, geboren 1951 in Leipzig, war gelernter Betonbauer, arbeitete jedoch ab 1968 unter anderem als Gleisbauer, Heizer, Zeitungsbote und technischer und kartografischer Zeichner. Bereits zu dieser Zeit fertigte er erste Collagen an, wenngleich der Erfolg als Künstler ihm zunächst verwehrt blieb. Seine Aufnahme an die Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig scheiterte etwa daran, dass Prüstels sehr stark vom Surrealismus geprägte Arbeiten den Professoren zu „individuell“ waren. Von 1976 bis 1977 besuchte er schließlich die Abendschule der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig.

Wendegewinner
Nach mehreren Ausstellungen wurde Prüstel 1988 in den Verband der bildenden Künstler aufgenommen und war damit berechtigt, offiziell als freier Künstler arbeiten. Veröffentlichungen in Zeitungen oder Zeitschriften blieben zu DDR-Zeiten jedoch aus – was Robert Gernhardt später dazu veranlasste, ihn als „Wendegewinner“ zu bezeichnen. „Als die Mauer kippte, schnippte es bei mir aus. Ich arbeitete wie ein verrückter“, sagte Prüstel selbst einmal. „Sein Material lagerte in geordneten Schubladen, sortiert in 350 Kategorien wie Achselhaare, Kühe oder Stahlhelme“, weiß sein Künstlerkollege Kriki zu berichten.

Licht und Farbe
Der DDR trauerte Prüstel auch deswegen nicht nach, weil die tristen Zeitschriften und Kataloge im Osten kein brauchbares Material für seine Collagen lieferten, über die er sagte: „Mich hat immer die ästhetische Seite interessiert. Der Aufhänger war, dass es mir in der DDR zu wenig Farbe gab. Ich wollte schöne farbige Bilder machen. Das war am Anfang mein Motiv. Mit Licht und Farbe Bilder machen.“ Strikt hielt er sich bei seiner Arbeit an selbst auferlegte Regeln: keine Bearbeitungen der Fotos durch Vergrößern oder Verkleinern. Keine Retuschen. Keine computergestützten Bearbeitungen. Er war ein Handwerker aus Überzeugung.

Schwarzer Humor und Aberwitz
Nach der Wende erschienen Prüstels Collagen regelmäßig in der Berliner Straßenzeitung Strassenfeger, im Satiremagazin Eulenspiegel und im Berliner Stadtmagazin Zitty, außerdem gelegentlich in der taz und auf Spiegel Online. Als um die Jahrtausendwende das Medieninteresse an Collagen nachzulassen begann, wandte er sich vermehrt dem Cartoongenre zu. Erhalten blieben jedoch seine Vorliebe fürs Bunte und Farbenfrohe sowie die surrealistischen Einflüsse, die sein Schaffen zeitlebens geprägt haben und sich fortan mit schwarzem Humor und einer gehörigen Portion Aberwitz paarten.

Beste Bilder –
Die Cartoons des Jahres 2019
Ausstellung bis 9.2.2020
Öffnungszeiten: Di. bis Sa. 12 bis 19 Uhr und So., feiertags 10 bis 19 Uhr
Ort: Caricatura – Galerie für Komische Kunst im KulturBahnhof,
Rainer-Dierichs-Platz 1, 34117 Kassel
www.caricatura.de

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